
DIN EN ISO/DIS 19011:2025 – die geplante Revision der Auditnorm im Überblick.
Die ISO 19011 ist seit Jahren der internationale Leitfaden für die Auditierung von Managementsystemen, unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße.
Mit der geplanten Revision reagiert die Norm auf die tiefgreifenden Veränderungen in der Arbeitswelt: fortschreitende Digitalisierung, Remote-Arbeit, Klimarisiken und die Integration mehrerer Managementsysteme.
Der aktuelle Entwurf (DIS) der ISO 19011 mit Stand: April 2025 bringt zahlreiche Neuerungen, die sowohl für erfahrene Auditoren als auch für Organisationen von großer Bedeutung sind. In diesem Beitrag erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten zu erwartenden Änderungen und erfahren, wie sich die Revision auf die Praxis auswirken könnte.
Die Finalversion der ISO 19011 ist laut DIN für Q1 2026 vorgesehen. Veränderungen bis zur endgültigen Veröffentlichung sind möglich.
Was ist die DIN EN ISO 19011? Ein kurzer Überblick.
Die ISO 19011 ist der zentrale Leitfaden für die Auditierung von Managementsystemen. Sie beschreibt den gesamten Auditprozess, von der Planung über die Durchführung bis zur Nachbereitung, und ist universell für interne und externe Audits einsetzbar. Die Norm richtet sich an alle, die Managementsysteme prüfen oder verbessern möchten.
Kerninhalte der DIN EN ISO 19011:
- Auditprinzipien: Integrität, Objektivität, Vertraulichkeit und risikobasiertes Vorgehen bilden die Basis für wirksame Audits.
- Auditprogramm-Management: Empfehlungen zur Planung, Steuerung und Überwachung von Auditprogrammen.
- Durchführung von Audits: Detaillierte Leitlinien für die Vorbereitung, Durchführung, Berichterstattung und Nachverfolgung.
- Kompetenzanforderungen für Auditoren: Die Norm definiert, welche fachlichen und persönlichen Fähigkeiten Auditoren benötigen.
- Flexible Anwendbarkeit: Die ISO 19011 ist auf sämtliche Managementsystemnormen übertragbar – von ISO 9001 über ISO 14001 bis hin zu ISO 45001 und ISO 27001.
Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Kontrolle, sondern vor allem die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen und Strukturen. Audits nach ISO 19011 helfen Unternehmen, Risiken frühzeitig zu erkennen, Chancen zu nutzen und die Wirksamkeit ihrer Managementsysteme nachhaltig zu steigern.
Die geplanten Neuerungen der ISO/DIS 19011:2025 im Detail.
Die Revision der ISO 19011 zielt auf eine umfassende Modernisierung ab, die den aktuellen und zukünftigen Anforderungen an Audits Rechnung trägt. Basierend auf dem aktuellen Entwurfsstand zeichnen sich zahlreiche inhaltliche und strukturelle Anpassungen ab. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten zu erwartenden Neuerungen vor:
1. Erweiterte Leitlinien für Remote-Audits und digitale Technologien
Die Bedeutung von Remote-Audits hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die neue ISO 19011 wird dieser Entwicklung voraussichtlich Rechnung tragen, indem sie umfassendere Anleitungen zur Planung und Durchführung von Audits aus der Ferne bietet. Dabei werden praktische Hinweise zur Auswahl geeigneter Technologien ebenso erwartet wie Empfehlungen zur Sicherstellung von Datensicherheit und zur Überwindung von Kommunikationsbarrieren.
Es ist anzunehmen, dass die ISO 19011 auch Erkenntnisse und Prinzipien aus Dokumenten wie der ISO/IEC TS 17012:2024 berücksichtigen wird, um die Anleitung für Remote-Audits zu stärken und diese als gleichwertige Methode neben Vor-Ort-Audits weiter zu etablieren. Auch der Einsatz digitaler Werkzeuge und Technologien im Rahmen der allgemeinen Digitalisierung von Auditprozessen wird voraussichtlich stärker in den Fokus rücken. Dazu gehören spezialisierte Audit-Software und Audit-Apps, der Einsatz von KI-gestützten Analysen zur Auswertung großer Datenmengen oder die Nutzung von Cloud-Plattformen für eine effizientere Zusammenarbeit. So könnten beispielsweise virtuelle Betriebsrundgänge per Video oder die automatisierte Auswertung großer Datenmengen zum Standard werden.
2. Berücksichtigung klimabezogener Risiken und Chancen
Nachhaltigkeit und Klimaschutz gewinnen in allen Managementsystemen an Bedeutung. Die ISO 19011:2025 wird diesen Trend voraussichtlich aufgreifen, indem sie klimabezogene Risiken und Chancen explizit in die Auditplanung einbindet.
Auditoren sollen künftig systematischer prüfen, wie Organisationen mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen, etwa durch Notfallpläne für Extremwetterereignisse oder die Resilienz ihrer Lieferketten. Klimaschutz könnte damit als Querschnittsthema in alle Auditphasen integriert werden, von der Risikoanalyse bis zur Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen.


3. Harmonisierung und Integration mit anderen ISO-Normen
Die neue ISO 19011 wird sich voraussichtlich stärker an den Anhang SL und die sogenannte Harmonized Structure anpassen, die den einheitlichen Rahmen für alle ISO-Managementsystemnormen bildet.
Begriffe und Definitionen sollen vereinheitlicht werden, um die Anwendung über verschiedene Normen hinweg zu erleichtern. Die Zusammenarbeit mit anderen ISO-Gremien wird intensiviert, sodass Überschneidungen vermieden und Schnittstellen harmonisiert werden. Besonders im Fokus steht dabei der Abgleich mit der parallel in Überarbeitung befindlichen ISO 9001, um Synergien zu schaffen und Doppelarbeiten zu vermeiden.
4. Stärkung des risikobasierten Ansatzes
Der risikobasierte Ansatz wird in der neuen ISO 19011 voraussichtlich weiter ausgebaut. Auditoren sollen Hochrisikobereiche gezielt identifizieren und priorisieren, insbesondere dort, wo Prozesse erhebliche Auswirkungen auf Kunden, Stakeholder oder Unternehmensziele haben. Die Begriffe Risiko und Chance sollen eindeutiger erläutert werden, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Norm praxisnahe Empfehlungen und Methoden liefert, wie eine risikobasierte Auditplanung und -durchführung effektiv umgesetzt werden kann.
5. Verbesserte Anleitung zur Auditprogrammsteuerung
Die Steuerung und Überwachung von Auditprogrammen wird in der Revision 2025 voraussichtlich deutlich praxisnäher gestaltet. Der PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) bleibt das zentrale Element der Auditprogrammsteuerung. Neu könnten Empfehlungen sein, wie die Integrität und Datensicherheit im Auditprozess gewährleistet werden können.
Auch das Qualifikationsmanagement wird voraussichtlich gestärkt: Die regelmäßige Überprüfung der Kompetenzen und Unabhängigkeit von Auditoren soll stärker betont werden, um die Glaubwürdigkeit der Auditergebnisse zu sichern.
ISO 19011:2018 und ISO/DIS 19011:2025 – die geplanten Änderungen auf einen Blick.


Fazit: Was bedeuten die Neuerungen für die Auditpraxis?
Als Antwort auf die wachsenden Anforderungen durch Digitalisierung, globale Risiken und integrierte Managementsysteme liefert die neue ISO 19011 praxisnahe, anwenderfreundliche Lösungen, die sich in vier Kernbereichen zeigen:
- Mehr Flexibilität und Effizienz: Remote-Audits und digitale Tools ermöglichen Audits mit weniger Reiseaufwand, größerer Reichweite und höherer Effizienz.
- Stärkere Zukunftsorientierung: Die Berücksichtigung von Klimarisiken und die Integration neuer Technologien machen Audits fit für die Herausforderungen von morgen.
- Höhere Auditqualität: Präzisere Leitlinien, harmonisierte Begriffe und praxisnahe Empfehlungen sorgen für mehr Konsistenz und Aussagekraft der Auditergebnisse.
- Bessere Integration: Die Harmonisierung mit anderen ISO-Normen erleichtert die Auditierung integrierter Managementsysteme und reduziert den Aufwand für Unternehmen.
Die Leitlinien werden so gestaltet sein, dass sie flexibel auf unterschiedlichste Unternehmensgrößen, Branchen und Auditarten angewendet werden können.
Organisationen sollten sich frühzeitig mit den geplanten Änderungen vertraut machen, ihre Auditprogramme und -prozesse überprüfen und Auditoren gezielt weiterbilden, insbesondere im Hinblick auf digitale Kompetenzen und den Umgang mit klimabezogenen Themen.
Empfehlung.
In unserem kostenfreien Webinar „Im Fokus: Qualität – Update ISO 19011:2025“ am 03.09.2025 zeigen wir Ihnen, was diese Änderungen für Ihre Praxis bedeuten und wie Sie sich rund um die Auditierung von Managementsystemen zukunftssicher aufstellen.