
Mindset Matters – Warum Sicherheitskultur mehr ist als nur Vorschrift
Wenn es um Arbeitssicherheit geht, denken viele zunächst an Sicherheitsunterweisungen, Warnschilder und gesetzliche Vorgaben. Doch wirkliche Sicherheit am Arbeitsplatz entsteht nicht allein durch Regeln – sie beginnt im Kopf. Welche Gedanken und welche Einstellung zum Thema Arbeitssicherheit herrschen, beschreibt die Kultur, die im Unternehmen herrscht. Daher betrifft das Thema Sicherheitskultur nicht nur die Fachkräfte für Arbeitssicherheit, sondern die gesamte
Was ist Sicherheitskultur?
Sicherheitskultur beschreibt das gelebte Verhalten im Arbeitsalltag – besonders dann, wenn niemand zuschaut. Werden Schutzmaßnahmen eingehalten, weil man weiß, wie wichtig sie sind, oder nur aus Angst vor Konsequenzen? Wie wird mit Sicherheitsrisiken umgegangen, wenn keine Aufsichtsperson anwesend ist?
Eine funktionierende Sicherheitskultur zeigt sich in der Haltung der Mitarbeiter: Ist ihnen bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten zur Sicherheit aller beitragen? Oder empfinden sie Schutzmaßnahmen als unnötige Belastung?
Warum braucht es mehr als nur eine Fachkraft für Arbeitssicherheit?
Die Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) spielt eine bedeutende Rolle im betrieblichen Arbeitsschutz. Doch selbst die besten Fachkräfte können nur begrenzt Einfluss nehmen, wenn im Unternehmen keine tragfähige Sicherheitskultur verankert ist. Denn: Eine durchdachte Gefährdungsbeurteilung nützt wenig, wenn sie in der Praxis ignoriert wird.
Die Sifa agiert nicht nur als Fachberaterin, sondern auch als Impulsgeberin im Unternehmen. Sie unterstützt Führungskräfte und Mitarbeitende dabei, Sicherheitsmaßnahmen praxisnah umzusetzen und in den betrieblichen Alltag zu integrieren. Auch wenn der Fokus der Ausbildung weiterhin auf technischen, rechtlichen und organisatorischen Aspekten liegt, wird zunehmend deutlich: Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Bereichen – wie dem betrieblichen Gesundheitsmanagement oder der Personalentwicklung – ist entscheidend, um Sicherheitskultur ganzheitlich zu denken und nachhaltig zu verankern.
Sicherheitskultur ist Teamsache
Ein Unternehmen mit starker Sicherheitskultur zeichnet sich dadurch aus, dass sich alle – vom Azubi bis zur Geschäftsführung – verantwortlich fühlen. Es herrscht ein Klima, in dem jeder Gefahren offen ansprechen kann. Ein gutes Beispiel: Wenn die Reinigungskraft dem CEO ohne Scheu auf eine Verletzungsgefahr hinweist – und dieser sich bedankt und handelt.
Das setzt ein hohes Maß an Vertrauen, Wertschätzung und Kommunikation voraus. Werden Sicherheitsmaßnahmen jedoch ohne Einbindung der Mitarbeitenden von oben „verordnet“, entstehen oft Widerstände. Maßnahmen wirken dann praxisfern und erzeugen eher Ablehnung als Akzeptanz.
Mehr als Brandschutztüren: Ganzheitlicher Arbeitsschutz
Sicherheitskultur umfasst nicht nur den physischen Schutz vor Unfällen, sondern auch das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat mit der aktualisierten DGUV Vorschrift 2 eine Grundlage geschaffen, um die sicherheitstechnische Betreuung bedarfsgerechter zu gestalten – je nach Branche und Risikoprofil.
So fließt heute auch die mentale Gesundheit in die Gefährdungsbeurteilung ein. Unternehmen aus dem Maschinenbau benötigen andere Maßnahmen als ein Büroarbeitsplatz – aber überall gilt: Nur wer sich sicher und wertgeschätzt fühlt, kann gute Arbeit leisten.
Sicherheitskultur als Maßnahme gegen Fachkräftemangel
Eine starke Sicherheitskultur wirkt auch nach außen: Mitarbeitende erzählen Freunden und Familie, wenn sie sich in ihrem Job wohlfühlen. Sie bleiben eher bei einem Arbeitgeber, der sich um ihre Gesundheit kümmert – körperlich und mental. In Zeiten des Fachkräftemangels ein unschätzbarer Vorteil.
Auch Bewerber achten zunehmend auf Arbeitsbedingungen, Gesundheitsmanagement und den Umgang mit Fehlern. Ein Unternehmen, das auf offene Kommunikation, Prävention und respektvollen Umgang setzt, positioniert sich als attraktiver Arbeitgeber.
Fazit: Sicherheitskultur ist kein „Nice-to-have“
Sicherheitskultur ist kein Wohlfühlkonzept – sie ist ein handfester Erfolgsfaktor. Sie schützt nicht nur vor Unfällen und Ausfallzeiten, sondern schafft Vertrauen, fördert Motivation und unterstützt langfristige Mitarbeiterbindung.
Deshalb gilt: Wer Arbeitssicherheit ernst nimmt, muss auch die Köpfe und Herzen der Mitarbeitenden gewinnen. Denn echte Sicherheit entsteht nur dann, wenn alle mitmachen – freiwillig, überzeugt und jeden Tag.