Mann mit Vollbart und Brille trägt ein kariertes Hemd und sitzt in einem modernen Büro vor einem geöffneten Laptop.

Einführung in die Technische Dokumentation: Basiswissen für Medizintechnikhersteller

Für Unternehmen, die Medizinprodukte herstellen und in Verkehr bringen, nimmt  die technische Dokumentation eine zentrale Rolle ein. Sie ist das Rückgrat für den Nachweis der regulatorischen Konformität und ein unverzichtbarer Bestandteil der Qualitätssicherung und regulatorischen Compliance. Dieser Blogbeitrag richtet sich an Fachkräfte aus den Bereichen Zulassung, Regulatory Affairs, Qualitätsmanagement, Entwicklung und Konstruktion sowie Produktmanagement. Auch Berufsanfänger und Quereinsteiger mit einschlägiger Ausbildung oder beruflicher Erfahrung finden hier wertvolle Einblicke.

Was ist Technische Dokumentation und warum ist sie wichtig?

Die technische Dokumentation umfasst alle relevanten Daten und Unterlagen, die nachweisen, dass ein Medizinprodukt sicher und wirksam ist. . Sie ist essenziell für:

  • Rechtliche Compliance über den gesamten Produktlebenszyklus : Die technische Dokumentation dient als Nachweis dafür, dass ein Produkt den geltenden regulatorischen Anforderungen (wie der EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) oder der US Food and Drug Administration (FDA)) entspricht.
  • Produktsicherheit: Durch eine detaillierte Erfassung technischer und regulatorischer Informationen wird die Sicherheit und Wirksamkeit des Produkts gewährleistet.
  • Nachverfolgbarkeit: Nach der Markteinführung ermöglicht die technische Dokumentation die Rückverfolgbarkeit und unterstützt bei der kontinuierlichen Überwachung des Produkts.
  • Audits und Zertifizierungen: Sie bildet die Grundlage für Audits durch Behörden und Benannte Stellen und ist somit entscheidend für ein erfolgreiches Konformitätsbewertungsverfahren und die Aufrechterhaltung der Marktzulassung.

Wer ist verantwortlich für die technische Dokumentation?

In der Regel liegt die Verantwortung für die technische Dokumentation bei der Abteilung für Regulatory Affairs. In kleineren Unternehmen kann diese Aufgabe auch durch das Qualitätsmanagement oder andere speziell geschulte Mitarbeiter übernommen werden. Die oberste Leitung trägt letztlich die Verantwortung, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden.

Welche Kompetenzen sind dafür erforderlich?

Fachkräfte, die für die technische Dokumentation zuständig sind, benötigen ein breites Spektrum an Kenntnissen:

  • Regulatorisches Wissen: Umfassendes Verständnis relevanter Gesetze und Normen wie der MDR, IVDR und ISO 13485.
  • Technisches Verständnis: Fundierte Kenntnisse der Medizinprodukte, ihrer Anwendung und Funktionsweise.
  • Dokumentationskompetenz: Fähigkeit, komplexe Informationen klar und präzise zu dokumentieren.
  • Risikomanagement: Vertrautheit mit Risikomanagement-Normen wie ISO 14971.
  • Projektmanagement: Effiziente Koordination mit verschiedenen Abteilungen und gutes Zeitmanagement.
  • Kommunikationsfähigkeit: Effektive Zusammenarbeit mit F&E, Produktion und Marketing zur Sammlung und Aktualisierung der notwendigen Informationen.
  • Sprachkenntnisse: Exzellente Englischkenntnisse, da dies oft die Hauptarbeitssprache in der Medizintechnik ist.

Welche Aufgaben umfasst die technische Dokumentation?

Die Aufgaben der für die technische Dokumentation Verantwortlichen sind vielfältig und umfassen:

  • Erstellung und Pflege der Dokumentation: Verfassen und Aktualisieren von technischen Unterlagen wie Gebrauchsanweisungen und Risikoanalysen.
  • Überwachung von Richtlinien und Normen: Sicherstellen der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und internationaler Standards.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Koordination mit verschiedenen Abteilungen zur Vervollständigung der Dokumentation.
  • Revisionsmanagement: Verwaltung von Dokumentenrevisionen und Überwachung von Änderungskontrollprozessen.
  • Prozessentwicklung: Optimierung von dokumentationsbezogenen Prozessen zur Verbesserung von Compliance und Effizienz.
  • Training und Unterstützung: Schulungen für Mitarbeiter über die Bedeutung und Anforderungen der technischen Dokumentation.
  • Qualitätssicherung: Durchführung von qualitätsbezogenen Kontrollen und Teilnahme an Audits.
  • Kommunikation mit Behörden: Bei Bedarf die Kommunikation mit Behörden zur Klärung von Anforderungen oder Vorlage von Unterlagen.
  • Archivierung und Zugriffsmanagement: Sicherstellen, dass Dokumente sachgemäß archiviert und der Zugang geregelt ist.

Was gehört alles zur technischen Dokumentation?

Die technische Dokumentation sollte umfassend und detailliert sein und typischerweise folgende Elemente enthalten:

  • Allgemeine Produktbeschreibung und Zweckbestimmung
  • Design- und Entwicklungsakten
  • Risikomanagementakte
  • Klinische Bewertung und klinische Daten
  • Präklinische Daten (z.B. Biokompatibilität, elektrische Sicherheit)
  • Gebrauchsanweisungen und Etikettierungsinformationen
  • Technische Zeichnungen und Spezifikationen
  • Testberichte und Validierungsstudien
  • Produktions- und Prozessdokumentation
  • Post-Market Surveillance (PMS)-Berichte und PMCF-Daten
  • Konformitätserklärung und relevanten Zertifikate

Weiterbildungsangebote der TÜV Rheinland Akademie

Um die erforderlichen Kompetenzen im Bereich der technischen Dokumentation aufzubauen und zu vertiefen, bietet die TÜV Rheinland Akademie maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote an. Zum Beispiel:

  • Seminar 'Technische Dokumentation für Medizinprodukte gemäß MDR': Dieses praxisorientierte Seminar vermittelt fundierte Kenntnisse zu den regulatorischen Anforderungen der MDR und zeigt, wie eine technische Dokumentation systematisch und konform erstellt und aktualisiert werden kann. Darüber hinaus werden die Vorteile der Digitalisierung der Dokumentation behandelt.
  • Lehrgang 'Expert Technical Documentation Medical Devices (TÜV)': Dieser umfassende Lehrgang (auch als Kompaktlehrgang verfügbar!) besteht aus mehreren Modulen und endet mit einer Zertifikatsprüfung. Er bietet eine detaillierte Einführung in den CE-Kennzeichnungsprozess, die Anforderungen an das Qualitätsmanagementsystem und die klinische Bewertung. Die Teilnehmer lernen, wie sie die technische Dokumentation über den gesamten Produktlebenszyklus aktuell halten und Interpretationsspielräume vermeiden. 
  • Seminar 'Regulatory Writing: Professionelle Dokumentation für Medizinprodukte'. Dieses Seminar vermittelt wie Inhalte der Dokumente klar, präzise, regulatorisch richtig, fachlich korrekt, verständlich formulieren und auf die Bedürfnisse der adressierten Zielgruppe abstimmen.

Fazit

Die technische Dokumentation ist das Rückgrat der Qualitätssicherung und regulatorischen Compliance in der Medizintechnik und bietet auch für Berufsanfänger und Quereinsteiger eine spannende und verantwortungsvolle Aufgabe. Mit sorgfältiger und detaillierter Dokumentation wird das Vertrauen in die Produkte gestärkt,  die Basis für kontinuierliche Innovationen gelegt und ein schneller reibungsloser Marktzugang ermöglicht. Unternehmen sollten daher großen Wert auf die Kompetenz und Sorgfalt ihrer Dokumentationsverantwortlichen legen, um langfristig erfolgreich zu sein und das Wohl der Patienten zu sichern. Die Weiterbildungsangebote der TÜV Rheinland Akademie unterstützen dabei, die notwendigen Kompetenzen effektiv aufzubauen und zu vertiefen.


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