Qualitätsmanager im Gespräch

Wie sich nachhaltiges Handeln durch ein QM-System umsetzen lässt.

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in allen Branchen und Lebensbereichen immer mehr an Bedeutung. Was das mit Qualitätsmanagement zu tun hat? Nicht nur ethische Gründe, auch wachsende Umweltauflagen und eine gezielte Nachfrage seitens der Verbraucher führen zu Nachhaltigkeit als einem entscheidenden Qualitätsmerkmal für Produkte und Dienstleistungen. Nachhaltige Aspekte müssen also in einem zukunftsorientiertem Qualitätsmanagementsystem Berücksichtigung finden. Die ISO 9001:2015 bietet dafür eine gute Grundlage.

Warum Nachhaltigkeit ein Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg ist.

Die Kunden von heute interessieren sich nicht mehr nur für Produkte oder Dienstleistungen an sich. Sie fragen vermehrt danach, wie und unter welchen Bedingungen diese hergestellt oder erbracht werden. Das Kundenbewusstsein für Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung und ethische Geschäftspraktiken hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Unternehmen, die diese Anliegen vernachlässigen, riskieren nicht nur Reputationsschäden, sondern auch Umsatzeinbußen.

Zusätzlich steigen weltweit die Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen. Das reicht von strengeren Umweltauflagen bis hin zu sozialen Standards. Ein Beispiel ist hier das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Unternehmen, die diese Vorschriften nicht erfüllen, setzen sich rechtlichen und finanziellen Risiken aus.

Nachhaltigkeit bietet aber auch große Chancen und kann ein großer Wettbewerbsvorteil sein. Unternehmen, die sich frühzeitig und umfassend mit nachhaltigen Praktiken auseinandersetzen, heben sich positiv von Mitbewerbern ab. In Zeiten des Fachkräftemangels kann so auch ein positives Bild an potenzielle Bewerberinnen und Bewerber abgegeben werden.

Innovative und nachhaltige Lösungen können auch ressourceneffizienter oder kostengünstiger sein, was die Rentabilität steigern kann. Gleichzeitig kann die Verbesserung von Umweltauswirkungen und sozialer Verantwortung die Akzeptanz bei Kunden und Stakeholdern erhöhen.

Klimawandel, Ressourcenknappheit und geopolitische Unsicherheiten können die Lieferketten negativ beeinflussen. Nachhaltige Praktiken, wie z.B. die Diversifizierung von Lieferanten oder die Förderung regionaler Beschaffung, können Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen machen. Unternehmensrisiken können so minimiert werden.

Normanforderungen im Zusammenhang von Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement.

Die ISO 26000 ist ein Leitfaden, der sich auf die soziale Verantwortung von Unternehmen konzentriert. Die Richtlinie bietet Empfehlungen für Unternehmen, wie sie sozial verantwortlich handeln können, um positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt zu erzielen.  Die ISO 26000 umfasst Themen wie Menschenrechte, Umweltschutz, Arbeitspraktiken, Verbraucherschutz, soziales Engagement und Transparenz.

Synergieeffekte zwischen der ISO 26000 und der ISO 9001 finden sich vor allem in folgenden Aspekten:

  • Kundenorientierung: Die ISO 9001 legt großen Wert auf die Erfüllung der Kundenanforderungen. Durch die Berücksichtigung sozialer Verantwortung, wie beispielsweise ethischer Geschäftspraktiken und sozialem Engagement, können Unternehmen das Vertrauen ihrer Kunden stärken.
  • Kontext der Organisation: Die DIN EN ISO 9001 verlangt, dass ein Unternehmen seinen Kontext sorgfältig analysiert. Dies bedeutet, die internen und externen Faktoren zu berücksichtigen, die die Organisation beeinflussen. Dazu gehören auch die Anforderungen und Erwartungen von interessierten Parteien, darunter Kunden, Regulierungsbehörden und Umweltorganisationen. Unternehmen sind daher angehalten, Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Kontext aufzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
  • Risikomanagement: Ein wichtiger Schwerpunkt der DIN EN ISO 9001 ist das Risikomanagement. Unternehmen müssen potenzielle Risiken identifizieren und Maßnahmen zur Risikominderung entwickeln. Hier spielen Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung und ethische Geschäftspraktiken eine entscheidende Rolle. Unternehmen sollten Risiken in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitsleistung bewerten und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um diese zu minimieren.
  • Chancen und Innovation: Die Norm fordert auch, Chancen zu identifizieren und zu nutzen. Dies bedeutet, dass Unternehmen nachhaltige Innovationen und Geschäftsmöglichkeiten erkennen sollten. Dies kann die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte, die Erschließung neuer Märkte durch Nachhaltigkeitszertifikate oder die Einführung sozial verantwortlicher Geschäftspraktiken umfassen.
  • Dokumentation und Kommunikation: Nachhaltigkeitsbemühungen müssen dokumentiert und kommuniziert werden. Die DIN EN ISO 9001 fordert, dass Unternehmen klare Ziele und Prozesse für ihr Nachhaltigkeitsmanagement festlegen und diese Informationen sowohl intern als auch extern kommunizieren. Dies trägt zur Transparenz und Glaubwürdigkeit bei.
  • Kontinuierliche Verbesserung: Sowohl ISO 26000 als auch ISO 9001 setzen auf die kontinuierliche Verbesserung. Die Synergie zwischen den Normen kann zu einer ganzheitlichen Verbesserung von sozialer Verantwortung und Qualität führen.
Frau bei einem Spaziergang im ParkFrau bei einem Spaziergang im Park

So integrieren Sie Nachhaltigkeitsaspekte in Ihr bestehendes Qualitätsmanagementsystem.

Mit der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Qualitätsmanagementsystem Ihres Unternehmens fördern Sie einen ganzheitlichen Ansatz moderner Unternehmensführung. Dieser zielt neben Qualität und Effizienz auch auf soziale und umweltrelevante Aspekte ab, was von entscheidender Bedeutung für den langfristigen Unternehmenserfolg sein kann. Für eine erfolgreiche Umsetzung hat sich die Berücksichtung der folgenden Schritte bewährt:

  • Analyse des Ist-Zustands: Bevor Nachhaltigkeitsaspekte in das Qualitätsmanagementsystem integriert werden, ist eine gründliche Analyse des aktuellen Zustands notwendig. Identifizieren Sie die Nachhaltigkeitsaspekte, die für Ihr Unternehmen relevant sind. Dies kann Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung, ethische Praktiken, Lieferkettenmanagement und mehr umfassen.
  • Identifikation von Chancen und Risiken: Nach der Analyse des Ist-Zustands ist es wichtig, Chancen und Risiken im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit zu identifizieren. Dies kann die Erschließung neuer Märkte, die Verbesserung der Lieferketten oder die Senkung von Betriebskosten umfassen.
  • Definition von Zielen und Indikatoren: Klare Ziele und Leistungsindikatoren sind entscheidend, um den Fortschritt in Bezug auf Nachhaltigkeit zu messen. Diese Ziele sollten im Einklang mit den Unternehmenszielen und der DIN EN ISO 9001 stehen.
  • Einbindung der Unternehmensführung: Stellen Sie sicher, dass die Geschäftsleitung und das Top-Management das Engagement für Nachhaltigkeit unterstützen und die Integration in das Qualitätsmanagementsystem priorisieren.
  • Anpassung des Qualitätsmanagementsystems: Überarbeiten Sie Ihr bestehendes Qualitätsmanagementsystem, um die neuen Nachhaltigkeitsaspekte einzubeziehen. Dies kann die Überarbeitung von Qualitätszielen und -richtlinien sowie die Schaffung neuer Prozesse und Verfahren beinhalten.
  • Schulung und Bewusstsein: Schulen Sie Ihre Mitarbeiter in Bezug auf nachhaltiges Handeln und die Bedeutung von Nachhaltigkeit als Bestandteil der Qualitätspolitik. Schaffen Sie ein Bewusstsein dafür, wie jeder Mitarbeiter zur Nachhaltigkeit beitragen kann.
  • Messung und Berichterstattung: Implementieren Sie Kennzahlen und Indikatoren, um die Leistung in Bezug auf Ihre Ziele zu messen.
  • Kontinuierliche Verbesserung: Verwenden Sie die Prinzipien des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP), um Nachhaltigkeitsleistungen laufend zu überwachen und zu verbessern.
  • Dokumentation und Kommunikation: Nachhaltigkeitsmaßnahmen sollten in die Dokumentation des Qualitätsmanagementsystems aufgenommen werden. Kommunizieren Sie die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Ihr QM-System sowohl intern als auch extern, um das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen und zu erhalten.
  • Partnerschaften und Lieferantenmanagement: Überdenken Sie Ihre Lieferketten, um nachhaltige Lieferanten zu bevorzugen und Partnerschaften mit Organisationen einzugehen, die ähnliche Nachhaltigkeitsziele verfolgen.
  • Rückkopplung und Überprüfung: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Fortschritte und passen Sie Ihr Qualitätsmanagementsystem bei Bedarf an, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeitsaspekte effektiv integriert sind.

Fazit.

Nachhaltigkeit ist heute mehr als nur ein Trend. Sie ist zu einem entscheidenden Qualitätsmerkmal für Produkte und Dienstleistungen geworden. Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen und in ihre Qualitätsmanagementsysteme integrieren, können nicht nur von den Vorteilen in Bezug auf Kundenbindung und Risikominderung profitieren, sondern auch Chancen für Innovation und Wettbewerbsvorteile nutzen.

Die DIN EN ISO 9001 bietet einen Rahmen für die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in bestehende Qualitätsmanagementsysteme. Durch die sorgfältige Analyse des Ist-Zustands, die Identifikation von Chancen und Risiken, die Definition von klaren Zielen und die Anpassung von Prozessen können Unternehmen nachhaltige Praktiken erfolgreich in ihre Geschäftsprozesse integrieren. Dies schafft nicht nur Mehrwert für das Unternehmen, sondern auch für die Gesellschaft und die Umwelt.

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