
Energiemanagement – Schlüssel zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit.
In der heutigen Geschäftswelt nimmt die Bedeutung von systematischem Energiemanagement stetig zu. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Die Implementierung eines Energiemanagementsystems (EnMS) kann einen effektiven Beitrag dazu leisten, diese Ziele zu erreichen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Unternehmen von einem wirksamen Energiemanagementsystem profitieren und wie der Fahrplan zur Einführung eines EnMS aussehen kann.
Warum ein Energiemanagementsystem?
Bevor wir in die Einzelheiten der Implementierung eintauchen, ist es sinnvoll, zu verstehen, warum ein Energiemanagementsystem für Unternehmen von großer Bedeutung ist. Die Hauptgründe:
- Kosteneinsparungen: Energiekosten stellen besonders bei produzierenden Unternehmen einen erheblichen Posten in den betrieblichen Ausgaben dar. Ein Energiemanagementsystem ermöglicht es, den Energieverbrauch zu überwachen, zu analysieren und zu optimieren. Dadurch können erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden.
- Nachhaltigkeit: Der von Menschen gemachte Klimawandel und dessen Umweltauswirkungen stellen Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Nachhaltigkeitsziele zu schärfen. Ein EnMS unterstützt Unternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, indem es den Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen minimiert. Dies trägt zur Nachhaltigkeit und zur Reduzierung der Umweltauswirkungen bei.
- Gesetzliche Anforderungen: Verordnungen und gesetzliche Vorschriften, wie z.B. das im September 2023 im Bundestag beschlossene Energieeffizienzgesetz (EnEfG) verpflichtet bestimmte Unternehmen zur Einführung eines Energiemanagementsystems bzw. dazu, wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen in Umsetzungsplänen zu erfassen und zu veröffentlichen.
- Wettbewerbsvorteile: Neben gesetzlichen Pflichten geht es aber auch um eine ethische Verpflichtung gegenüber der Umwelt. Unternehmen, die sich energieeffizient aufstellen, haben oft einen Wettbewerbsvorteil. Dieser kann sich in einem besseren Ruf in der Branche und einer gesteigerten Kundenloyalität auszahlen. Kunden, Partner aber auch Mitarbeitende neigen dazu, Unternehmen, die sich aktiv für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung einsetzen, zu bevorzugen.
Die Schritte zur erfolgreichen Einführung eines Energiemanagementsystems.
Die Einführung eines Energiemanagementsystems ist eine komplexe Aufgabe. EnMS-relevante Prozesse müssen in die Aufbau- und Ablauforganisation integriert werden. Ebenso gilt es, bei der Umsetzung der Anforderungen der DIN EN ISO 50001[1] auf Normkonformität zu achten. Das erfordert eine systematische Vorgehensweise in allen Prozessschritten.
Im Folgenden werden die Schlüsseletappen ausführlich erläutert.
Schritt 1: Ziele und Umfang festlegen
- Festlegung der Ziele: Beginnen Sie damit, konkrete und messbare Ziele für Ihr Energiemanagementsystem festzulegen. Die Ziele sollten SMART-Kriterien entsprechen: spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden. Hier sind einige Beispiele für mögliche Ziele: Reduzierung des Energieverbrauchs um 20% in den nächsten zwei Jahren, Senkung der CO2-Emissionen um 15% innerhalb eines Jahres oder Einhaltung aller relevanten gesetzlichen Vorschriften und Umweltauflagen. Die klare Definition von Zielen ist der Ausgangspunkt für den gesamten Prozess.
- Umfang des Energiemanagementsystems: Definieren Sie, welche Standorte, Abteilungen und Prozesse in das Energiemanagementsystem einbezogen werden. Ein umfassender Ansatz ist oft effektiver, kann jedoch auch komplexer sein. Es ist wichtig sicherzustellen, dass der Umfang realistisch ist und die Ressourcen des Unternehmens berücksichtigt werden.
Schritt 2: Energiemanagementteam bilden
Das Zusammenstellen eines kompetenten Energiemanagementteams ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass definierte Ziele effektiv umgesetzt wird.
- Benennung eines Energiemanagers: Der Energiemanager spielt eine Schlüsselrolle bei der Implementierung und Aufrechterhaltung des EnMS. Diese Person sollte über das notwendige Fachwissen und die Autorität verfügen, um die erforderlichen Maßnahmen durchzuführen. Der Energiemanager sollte in der Lage sein, die verschiedenen Aspekte des Energiemanagements zu koordinieren und zu überwachen. Auch wenn die ISO 50001 eine Benennung nicht expliziet fordert, hat sich diese in der Praxis bewährt.
- Auswahl der Teammitglieder: Wählen Sie Teammitglieder aus verschiedenen Abteilungen des Unternehmens aus. Das gewährleistet eine breite Akzeptanz und Zusammenarbeit. Die Teammitglieder sollten ein Interesse an nachhaltigen Themen haben und bereit sein, an der Umsetzung des EnMS mitzuwirken. Idealerweise sollten sie auch mit den spezifischen Anforderungen ihrer Abteilungen vertraut sein.
- Schulung und Qualifikation: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Energiemanagementteam die notwendigen Fachkenntnisse erhält, um seine Aufgaben effektiv auszuführen. Weiterbildungen zur DIN EN ISO 50001:2018 oder Zertifikatslehrgänge zum Energiemanager können hilfreich sein.
Schritt 3: Energieverbrauch analysieren
Bevor Sie Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz ergreifen, ist es wichtig, den aktuellen Energieverbrauch Ihres Unternehmens zu kennen und zu verstehen.
- Energieaudit durchführen: Ein Energieaudit ist eine umfassende Untersuchung des Energieverbrauchs in Ihrem Unternehmen. Dies kann intern oder extern durchgeführt werden. Ein detailliertes Energieaudit liefert die Grundlage für fundierte Entscheidungen. Es identifiziert Bereiche mit hohem Energieverbrauch und energetische Schwachstellen im Unternehmen.
- Energiemessung und -überwachung: Die Installation von Messgeräten zur kontinuierlichen Überwachung des Energieverbrauchs ist entscheidend. Diese Messgeräte ermöglichen es Ihnen, den Energieverbrauch in Echtzeit zu verfolgen. Sie helfen, Verbrauchsmuster zu erkennen und Abweichungen zu identifizieren, die auf Probleme hinweisen könnten.
- Datenanalyse: Nutzen Sie die gesammelten Daten, um Muster und Trends zu identifizieren. Eine gründliche Datenanalyse ermöglicht es Ihnen, die Hauptverbraucher zu identifizieren und Prioritäten für die Verbesserung der Energieeffizienz zu setzen.


Schritt 4: Maßnahmen zur Energieeffizienz entwickeln
Basierend auf den Erkenntnissen aus der Analyse des Energieverbrauchs können Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz abgeleitet werden.
- Energieeffiziente Technologien: Investieren Sie in energieeffiziente Technologien und Ausrüstungen. Moderne LED-Beleuchtung, energieeffiziente Heiz- und Kühlsysteme, verbesserte Produktionsprozesse und automatisierte Systeme können den Energieverbrauch erheblich reduzieren. Die Auswahl der richtigen Technologien hängt von den spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens und den Ergebnissen Ihrer Energieanalyse ab.
- Verhaltensänderungen: Schulen Sie Ihre Mitarbeitende in Sachen Energieeffizienz und fördern Sie ein umweltbewusstes Verhalten. Kleine Gewohnheitsänderungen, wie das Ausschalten von Lichtern und Geräten bei Nichtgebrauch, können sich in der Summe signifikant auf den Energieverbrauch auswirken. Ein bewusstes Verhalten in Bezug auf Energie ist oft genauso wichtig wie die Investition in neue Technologien.
- Energiemanagementsoftware: Nutzen Sie spezielle Softwarelösungen, um den Energieverbrauch in Echtzeit zu überwachen und zu analysieren. Diese Systeme bieten oft Möglichkeiten zur Automatisierung und Steuerung, um den Energieverbrauch zu optimieren. Moderne Energiemanagementsoftware ermöglicht eine umfassende Datenauswertung und Berichterstattung, um den Überblick über den Energieverbrauch und die Effizienzmaßnahmen zu behalten.
- Regelmäßige Wartung: Planen Sie regelmäßige Wartung und Inspektionen für Ihre energieintensiven Anlagen und Geräte. Gut gewartete Ausrüstung arbeitet effizienter und verbraucht weniger Energie. Die regelmäßige Wartung und Instandhaltung trägt dazu bei, unerwartete Ausfälle zu verhindern und die Lebensdauer der Geräte zu verlängern.
Schritt 5: Dokumentation und Berichterstattung
Eine umfassende Dokumentation und regelmäßige Berichterstattung sind wesentliche Elemente eines erfolgreichen Energiemanagementsystems.
- Aufzeichnung von Daten: Halten Sie detaillierte Aufzeichnungen über den Energieverbrauch, die durchgeführten Maßnahmen und die Ergebnisse. Die Aufzeichnung von Daten ist entscheidend, um den Fortschritt zu verfolgen und sicherzustellen, dass die festgelegten Ziele erreicht werden.
- Periodische Berichte: Erstellen Sie regelmäßige Berichte, die den Fortschritt in Bezug auf die definierten Ziele und Kennzahlen darstellen. Diese Berichte sollten für das Top-Management und die relevanten Stakeholder zugänglich sein. Die Berichterstattung ermöglicht Transparenz und Rechenschaftspflicht in Bezug auf das Energiemanagement.
- Kommunikation: Kommunizieren Sie die Ergebnisse und Erfolge des Energiemanagementsystems intern und extern. Dies trägt dazu bei, das Bewusstsein für das Engagement Ihres Unternehmens für Nachhaltigkeit zu schärfen. Die externe Kommunikation kann beispielsweise in Form von Pressemitteilungen, Marketingmaterialien und Öffentlichkeitsarbeit erfolgen.
Schritt 6: Überprüfung und Verbesserung
Ein Energiemanagementsystem ist kein statischer Prozess. Es sollte fortlaufend überprüft und verbessert werden.
- Interne Audits: Führen Sie regelmäßige interne Audits durch, um sicherzustellen, dass das EnMS ordnungsgemäß funktioniert und den Anforderungen entspricht. Die internen Audits helfen, Schwachstellen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
- Externe Zertifizierung: Erwägen Sie eine externe Zertifizierung nach internationalen Standard DIN EN ISO 50001. Eine externe Zertifizierung durch unabhängige Prüfstellen bestätigt, dass Ihr EnMS den höchsten Standards entspricht. Durch eine unabhängige Verifizierung stärken Sie die Glaubwürdigkeit Ihrer Energieeffizienz-Vorhaben und schaffen Vertrauen gegenüber Ihren Kunden und Partnern.
- Fortlaufende Verbesserung: Etablieren Sie einen Prozess zur fortlaufenden Verbesserung. Dies beinhaltet die stetige Optimierung von Maßnahmen, die Implementierung neuer Technologien und die Anpassung der Ziele an die sich ändernden Anforderungen. Die fortlaufende Verbesserung ist der Schlüssel, um die Energieeffizienz langfristig zu steigern.
Empfehlung.
Weiterbildungen der TÜV Rheinland Akademie liefern Ihnen das notwendige Fachwissen für Ihr individuelles Implementierungsprojekt:
Vom Basis-Seminar Grundlagen des Energiemanagements nach DIN EN ISO 50001: 2018 über Workshops zur Energieeffizienz bis hin zum Zertifikatslehrgang Energiemanager (TÜV) mit anerkanntem PersCert TÜV-Abschluss.
Interessante Seminare für Sie
Schritt 7: Integration in die Unternehmenskultur
Damit ein Energiemanagementsystem erfolgreich ist, muss es in die Unternehmenskultur integriert werden.
- Schulung und Sensibilisierung: Schulen Sie alle Mitarbeitenden in Sachen Energieeffizienz und Umweltschutz. Dies kann in Form von Schulungen, Seminaren und Informationskampagnen geschehen. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter ist entscheidend, um das Verständnis für die Bedeutung des Energiemanagements zu schärfen.
- Anreize schaffen: Belohnen Sie Mitarbeitende für ihre Bemühungen um Energieeffizienz. Anreize, wie Boni oder Anerkennung, können dazu beitragen, das Engagement zu erhöhen. Mitarbeitende, die sich aktiv am Energiemanagement beteiligen, sollten für ihre Beiträge wertgeschätzt werden.
- Führung geht voran: Das Top-Management sollte mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Energieeffizienz eine Priorität für das Unternehmen ist. Werte und Ziele des Energiemanagementsystems müssen seitens der Führungsebene unterstützt und die Umsetzung aktiv gefördert werden.
Schritt 8: Kontinuierliches Monitoring und Anpassung
Der letzte Schritt im Einführungsprozess eines Energiemanagementsystems ist die kontinuierliche Überwachung und Anpassung.
- Monitoring-Tools verwenden: Setzen Sie fortgeschrittene Überwachungs- und Steuerungstools ein, um den Energieverbrauch in Echtzeit zu verfolgen. Diese Systeme können frühzeitig auf Abweichungen hinweisen und ermöglichen eine schnelle Reaktion.
- Feedback einholen: Holen Sie Feedback von Mitarbeitenden und Teammitgliedern ein. Diese Personen sind oft diejenigen, die wertvolle Einblicke in den Betrieb vor Ort haben. Sie können Probleme oder Gelegenheiten zur Verbesserung erkennen, die von anderen übersehen werden könnten.
- Benchmarking: Vergleichen Sie Ihren Energieverbrauch und Ihre Effizienz mit branchenweiten Benchmarks. Dies kann Ihnen helfen, festzustellen, ob Sie hinterherhinken oder führend in Ihrer Branche sind. Das Benchmarking ermöglicht es Ihnen auch, Best Practices von führenden Unternehmen in Ihrer Branche zu übernehmen.
Fazit.
Mit einem strukturiert geplanten und effizient umgesetzten Energiemanagementsystem können Unternehmen ihren Energieverbrauch reduzieren und Kosten senken. Neben wirtschaftlichen Aspekten bietet wirkungsvolles Energiemanagement auch die Möglichkeit, sich als verantwortungsbewusstes und zukunftsorientiertes Unternehmen intern und extern zu positionieren.
Erfolgsfaktoren für die Einführung und Steuerung eines EnMS sind u.a. Identifikation und ein klares Commitment des Top-Managements, Klarheit bei der Zielsetzung und beim Einführungspfad sowie die fachliche Expertise des Energieteams – sowohl im Projektmanagement selbst als auch in der Interpretation und Übertragung der normativen Anforderungen der ISO 50001 auf die spezifische Unternehmenspraxis.